Kapitel 21

Kapitel 21 - "Sie ist kein Monster!"

Kapitel 21

Mit einer Gänsehaut wache ich auf. Fede liegt schlafend neben mir. Gähnend ziehe ich eine Decke über uns und kuschle mich dann Fede, der reflexartig seinen Arm um mich legt. Sofort verspüre ich angenehme Wärme und mein Herzschlag verschnellert sich, was zum Einschlafen nicht gerade das praktischste ist. Ich atme Federicos herbes Parfüm ein und fühle mich wohl. Federico murmelt etwas im Schlaf und schläft dann friedlich weiter. Deinen Tiefschlaf hätte ich auch gern, Pasquarelli. Mehr als müde schließe ich die Augen.

„Ludmila?“, reißt mich jemand aus meinem Schlaf. Müde blinzele ich gegen das Licht und erkenne die Silhouette des Übeltäters. Mit ein paar Mal augenblinzeln erkenne ich ihn aber deutlich. Federico. Ein anderer hätte mich auch überrascht. „Mmh?“, grummle ich verschlafen. „Es ist schon halb zehn“, antwortet mein Gegenüber und ich reiße sofort meine Augen auf. Fede grinst mich an: „Was hällst du von Frühstück auf dem Dach?“ „Auf dem Dach?“, frage ich verdutzt. Mein Freund sieht mich ruhig an und erklärt:„Es gibt eine Dachterrasse und ich habe von León den Schlüssel.“ Hat eigentlich  jedes Gebäude im Besitz von Vargas eine Dachterrasse? Warum besitzt er überhaupt so viele Gebäude? Hat er im Lotto gewonnen? In Vegas gepokert? Bei der Börse was angelegt? Oder war es der gute, alte Goldtopf am Ende eines Regenbogen? Ich rappel mich auf und ziehe mir noch eine Jacke drüber, bevor ich mich von Federico auf die Dachterrasse führen lasse. „Frühstück auf dem Dach also?“, frage ich nach, als Fede mich sanft in den Fahrstuhl schiebt. Er antwortet mit einem schüchternen Grinsen. Oben steigen wir aus und treten durch die große Tür, die auf die Terrasse führt.  „Warum bist du eigentlich immer so gerne auf Dachterrassen?“, frage ich und atme die kühle Morgenluft ein. „Ich weiß nicht. Hattest du noch nie das Gefühl in dem ganzen Chaos der Stadt nicht atmen zu können? Ich liebe New York, aber ich brauch manchmal einfach einen Überblick über das Ganze.“ „Das schönste an New York ist die Skyline. Mittedrin ist so viel los, da könnte man in gehetzten Leuten untergehen. Californien ist da das krasseste Gegenteil.“ Wir nehmen an einem kleinen Tisch Platz, der bereits gedeckt ist. „Ist das von dir?“, frage ich ungläubig. Zaghaft nickt mein Freund. Ich muss schmunzel. Ist das süß! „Warum wolltest du Californien verlassen?“, fragt er dann ernster. Ratlos zucke ich mit den Schultern: „Vielleicht bin ich nicht der Typ für Sonne 364 Tage im Jahr.“ Fede nicht zustimmend. Wir beginnen zu frühstücken und sprechen über alte, gemeinsame Zeiten. Die Sonne steht schon hoch am Himmel, als wir abräumen und wieder in meine Wohnung gehen. „Bald ist ein Charité-Ball. Willst du mich begleiten?“, frage Federico und sieht mir kurz in die Augen. „Gerne“, hauche ich. Glücklich sieht Fede zu mir. „Warte“, werfe ich ein, „Wird das öffentlich übertragen? Ich meine, könnte es sein das meine Mutter davon Wind bekommt?“ Fede schüttelt den Kopf: Diese Veranstaltung findet ohne die Presse oder ähnliches statt.“ Beruhigt atme ich aus. So ein Glück. Ich bin noch nicht bereit für ein Gespräch mit meiner Mutter und dies wäre allerdings jetzt schon fällig, schon als ich mich entschieden habe keine Ehefrau zu werden, noch nicht jetzt. Aber gut, the past is past. „Trotzdem musst du mit ihr reden“, erinnert Federico mich. Ich seufze auf: „Ich weiß und das werde ich auch noch.“ „Du hast mein Ultimatum nicht eingehalten.“ „Ja, das habe ich nicht getan, aber ich werde sie kontaktieren, ganz sicher, aber erst wenn ich bereit dafür bin.“ „Und wann bist du das, Lu? Wie willst du dich darauf vorbereiten? Sie ist deine Mutter, kein Monster!“ Warum muss er auch recht haben? Warum nur? Kann er sich nicht einmal in dieser Sache irren? Er reicht mir sein Smartphone und sieht mich abwartend an. Vor lauter Gedanken in meinem Kopf, fängt er bereits zu dröhnen an. Ich habe solche Angst vor ihrer Reaktion. „Ich bin bei dir“, flüstert Fede. Mit kalten zitternden Fingern nehme ich sein Handy in die Hand und wähle die Nummer meiner Mutter. Mit einer mechanischen Bewegung lege ich das Telefon in meiner Hand an mein Ohr. Mein Herz rast. Schwer atmend schließe ich die Augen. Wie wird sie reagieren? Wird sie mich so wie in meinem Traum anschreien? Oder wird sie meinen Anruf freudig entgegen nehmen? Meine Angst schnürt mir die Kehle zu. Gebannt warte ich auf ein Signalzeichen. Federico nimmt meine kalte Hand in seine und drückt sie leicht um mir ein Gefühl von Geborgenheit zu geben. Egal was meine Mutter nun sagen wird, Fede wird an meiner Seite sein. Das Tuten in der Leitung, verleitet mich nur zu weiteren Anspannung. Mein Herz hämmert gegen meinen Brustkorb. Das Tuten verstummt und eine Stimme ertönt, in diesem Moment setzt mein Herzschlag und meine Atemzüge aus.

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Hey, verzeiht mir den Cut. Einen schönen ersten Advent.

Ab Dienstag beginnt mein Adventskalender und das nächste Kapitel beginnt dann zunächst mit einer Widmung. Vielleicht ja an dich. πŸ˜„πŸ˜‰

Liebe Grüße

Lex.                      

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