Kapitel 3

Kapitel 3 - "Entschuldigung, kennen wir uns?"
Kapitel 3

 

Langsam öffne ich die Tür und trete schüchtern ein. „Ludmila!“, meint León lächelnd. Er sitzt Boss-like mit einem Anzug, Hemd und Krawatte in einem Chefsessel hinter einem Tisch aus Marmor. „Hallo“, entgegne ich zaghaft. Als ich León das letzte Mal gesehen habe, war er noch der spaßige Typ, der lieber die ganze Welt umfahren würde, als zu arbeiten. Er war für jeden Spaß zu haben und alberte gerne mal rum. Und jetzt sitzt er ruhig und ernst an einem Riesen eines Schreibtisches und arbeitete bzw. leitete eine riesige Firma. Wo war der León vor fünf Jahren hin? „Setz dich“, fordert er und deutet auf die zwei Sessel vor seinem Tisch. Ich befolge dies und sicke leicht im Leder des Sitzes ein. León bearbeitet kurz etwas an seinem Luxus PC und wendet sich dann an mich. „Du bist also wieder in New York, schön. Aber ich dachte du heiratest?“ Wie sollte ich mich verhalten vor ihm? Seriös oder freundschaftlich wie früher? „Wie könnte ich denn heiraten, wenn mein alter Sandkasten-Freund nicht anwesend wäre?“, entgegne ich lachend. León erwidert es: „Wohl war.“ Innerlich freue ich mich ungemein, da das Eis gebrochen ist. Die alte Atmosphäre wäre damit hergestellt.

 

Mit eisigen Händen schiebe ich ihm die Unterlagenmappe zu. „Was ist das?“, fragt León verwundert. Verdutzt sehe ich ihn an. „Mein Lebenslauf?“ Er lacht kurz trocken auf ehe er mir antwortet: „Und den brauche ich wofür? Ludmila, ich kenne dich dein ganzes Leben. Glaubst du wirklich ich brauche einen Lebenslauf von dir? Ich kenne dich doch in- und auswendig.“ Guter Einwurf, Vargas. Peinlich berührt ziehe ich die Mappe zurück. „Und was heißt das jetzt, wenn du mich nun nicht über mein Leben ausfragst?“ León grinst mich an: „Ich stell dich ein, dass heißt das jetzt. Also lass uns über deinen Arbeitsvertrag sprechen.“ Er dreht sich um und holt aus einer Schublade ein paar Blätter und legt diese mir vor. „Das“, er deutet mit einem Kugelschreiber auf einen Betrag, „ist dein Stundenlohn. Ein normaler Arbeitstag geht von acht Uhr morgens bis sechs Uhr abends, inklusiver eine stündige Mittagspause. Also hast du einen Arbeitstag von zehn Stunden, aber nur neun Stunden Arbeitszeit“, er deutet auf den Betrag darunter, „Das dein monatliches Einkommen, das am 15. Tag im Monat auf dein Konto überwiesen wird.“ Meine Augen weiten sich etwas, als ich den Betrag sehe. Das reicht definitiv um hier zu leben. „Und du hast pro Jahr 30 Urlaubstage“, erklärt León, „Ich geb dir den Vertrag mit dann kannst du ihn noch mal in Ruhe durch gehen.“ Ungläubig sehe ich in an: „León, ich kenne dich seit ich denken kann. Ich glaube nicht, dass du mich verarschen würdest. Also wo muss ich unterschreiben?“ Stumm deutet er auf die Stelle und ich unterschreibe den Vertrag.

 

„Dann bin ich ja jetzt dein Chef“, grinst León. „Und ich keine arbeitslose Architektin“, entgegne ich freudig. „Apropos, Naty hat mir erzählt, dass es in dem Haus in dem sie wohnen nur Leute wohnen, die was mit der Firma zu tun haben. Und da ich ja nun hier arbeite, habe ich gehofft da eine bezahlbare Wohnung zu finden“, erkläre ich meinem neuen Chef mein Anliegen. „Ja, das stimmt. Ich werde mal sehen, was sich machen lässt.“ Dankend lächle ich ihm zu. „Da du ja bereits unterschrieben hast, kannst du gleich anfangen. Da heute dein erster Tag ist, schau einfach deinem Abteilungsleiter über die Schulter. Im 15. Stock.“ Ich nicke und frage: „Wer ist mein Abteilungsleiter?“ „Federico.“ Meine Augen weiten sich. Was? „Bitte?“ „Du weißt doch sicherlich, dass er Architektur studiert hat.“ Ja schon, aber wer hätte gedacht, dass er hier Abteilungsleiter ist, mein Abteilungsleiter. Ich nicke auf Leóns Frage hin. „Ich geh dann mal. Vielen Dank León.“ Er lächelt mich herzlich an: „Für meine Sandkasten-Freundin tue ich das gern. Und ich sage dir Bescheid, wenn ich näheres zur Wohnung weiß.“ Ich nicke: „Danke.“ Damit stehe ich auf und verlasse Leóns Büro.

 

Ich steige in den Aufzug und fahre in den 15. Stock. Die Türen gleiten auseinander und mein Herz donnert gegen meinen Brustkorb. Federico, warum ausgerechnet Fede? Nervös trete ich in den Gang, hin zur Stations-Sekretärin. „Hallo, mein Name ist Ludmila Ferro. Ich bin die neue Architektin. Mister Vargas hat gesagt, ich solle dem Stationsleiter über die Schulter schauen, Mister Federico Pasquarelli.“ Die brünette Dame nickt. „Erste Tür rechts.“ Dankend mache ich mich auf den Weg.

 

Da die Tür offen steht, lucke ich hinein. „Wollen Sie zu mir?“, fragt eine Stimme hinter mir, die ich immer erkennen würde. Federico. Ich drehe mich um und muss lächeln. Er sieht gut aus im Anzug mit Krawatte. „Hallo Fede“, sage ich leicht schüchtern. Verwundert sieht er mich an: „Entschuldigung, kennen wir uns?“

 

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Ich war heute mal fleißig und habe es geschafft noch ein zweites Kapitel zu schreiben. πŸ˜„πŸ˜‰

 

Ich hoffe es gefällt euch.❀

 

 

Lex.

Kommentare

Richtig toll gefΓ€llt mir gut, ist mal etwas anderes weil es nicht im Studio und in Buenos Aires spielt.