Kapitel 6

Kapitel 6 - Vertrauen in mich
Kapitel 6

 

Glücklicher Weise passierte mir auf dem Nachhauseweg nichts mehr. Ich hielt einfach meinen Mund und hoffte bald wieder nüchtern zu sein. Ich habe gerade Mal zwei Cocktails getrunken und habe ich wie mindestens fünf intus benommen, León hingegen drei Bier und man merkte ihm keins an. Wie unfair ist das denn bitte. Immerhin kann ich mich normal vorwärts bewegen, ohne zu taumeln.

 

Unten am Gebäude verabschiedet sich Federico von uns und wir fahren mit dem Lift hoch in die Wohnung. Wir gehen gleich in unsere Betten, in meinem Fall die Couch. Mein Blick fällt auf mein Handy. Soll ich?

 

Meine Hände werden eisig. Nervös entsperre ich es. Mir stockt der Atem. Ich habe ja mit vielen Versuchen mich zu erreichen gerechnet, aber 116? Allein meine Eltern haben es 32 Mal per Anruf, SMS und WhatsApp probiert. Mein Ex-Verlobter ganze 53 und von meinen Freunden 31. Ich will sie nicht lesen, da ich mir schon denken kann was in ihnen steht. Ich ignoriere alle und lege mich, nach dem ich mich umgezogen und abgeschminkt habe ins Bett. Ob ich morgen einen Kater haben werde? Hoffentlich nicht. So hätte León nur wieder was zu lachen. Müde schließe ich die Augen und schlafe kurz darauf ein.

 

#*#

 

„Ludmila! Verdammt, wir haben verschlafen!“, ruft jemand hecktisch, „Steh auf!“ Erschrocken öffne ich die Augen. Wie? Was? „Es ist viertel vor acht!“, ruft Naty entsetzt. Okay, es ist endgültig: Ich werde mich nicht mehr betrinken! Hell wach springe ich auf und ziehe mich an. Mein Make-UP wird nur auf das nötigste beschränkt und das Frühstück fällt aus. Schnell laufe ich mit Fran und Naty zum Lift und fahre runter. Wir stürmen aus dem Fahrstuhl und verabschieden uns mit ein paar simplen Rufen und laufen zu unseren Jobs.

 

Ich jage Naty hinterher. Meine Ausdauer ist lange nicht so gut wie Natys, dass wir mir nach den ersten hundert Metern durch die Menschenmassen klar. Vielleicht sollte ich mehr Sport machen? Naja, werde ich sowieso nicht, eher würde ich noch einen Keks essen, als mich sportlich zu betätigen. Aber das ist ein anderes Thema.

 

Völlig abgehetzt und erschöpft komme zumindest ich an, Naty ist nur abgehetzt, von Erschöpfung keine sichtliche Spur. Damit wären wir wieder beim Thema Sport, aber das überspringen wir lieber. Wir stürmen in den Aufzug und hämmern, da wir allein sind, wie beklopft auf die Tasten ein. Wäre León hier, hätte er etwas Neues zu Lachen. Der Fahrstuhl öffnet sich in meiner Abteilung und ich stolpere raus. Tadelnd sieht mich die Dame am Empfang an: „Sie sind zu spät, Miss Ferro.“ „Verzeihung, ich habe verschlafen“, rufe ich und eile zu Federicos Tür und bleibe dann ruckartig stehen. Das ist nicht mein Büro, ich habe noch gar keins. Wo muss ich nun hin? Langsam drehe ich mich um und sehe die Dame fragend an: „Wissen Sie zufällig wo ich hin muss?“ Sie schaut hoch und runzelt die Stirn. „Mister Pasquarelli meinte, Sie sollen zu ihm ins Büro kommen.“ Ich nicke: „Vielen Dank.“

 

Ich klopfe an Fedes Bürotür und warte auf seine Erlaubnis, ehe ich die Tür öffne. „Morgen!“ „Spät dran, was Lu?“, lacht Fede leise. „Ich habe verschlafen“, verteidige ich mich und lasse mich auf einem der Ledersessel fallen. „León hat mir heute gesagt, dass wir einen wichtigen Auftrag bekommen haben.“ „Und das erzählst du mir weil?“, unterbreche ich ihn. „Dazu wollte ich ja gerade kommen. Folgendes: Du wirst in diesen Auftrag mit einbezogen als Architektin. Du wirst ihn allerdings im Großraumbüro vorbereiten. Wenn du erfolgreich bist, bekommst du, laut León dein eigenes Büro, falls nicht, was meiner Meinung nach nicht der Fall sein wird, bleibt dein Büro im großräumigen.“ Wow. Wollen die beiden mich motivieren und anspornen oder mir zu hohe Erwartungen stellen? Ich meine Fede nimmt an, dass ich es schaffe und wenn es doch nicht so ist? Zweifel keimen in mir auf. Nervös spiele ich mit meinen Fingern. „Keine Sorge, Ludmila. Du schaffst das, du schaffst doch alles, was sich dir in den Weg stellt.“ Ich bin zwar stur und habe den Ehrgeiz meiner Mutter, aber alles sicher nicht. „Also nimmst du das Angebot an?“, fragt Fede und mustert mich durchdringend. Habe ich da noch eine Wahl? Es wird ja quasi von mir erwartet und ich glaube, hätte León kein Vertrauen in mich würde er so etwas nicht billigen. Seine Firma ist ihm wichtig, das weiß ich, zu wichtig für irgendwelche Spielchen. Vielleicht sollte ich die Erwartung als Vertrauen bezeichnen, so ist es weniger stressig und es baut mich eher auf, als dass es mich nervös macht. Sie vertrauen mir. Ich erwidere Fedes Blick und nicke: „Ja, das werde ich, schließlich habt ihr Vertrauen in mich, da sollte ich dies auch haben.“ Ja, Vertrauen klingt eindeutig besser. Fede nickt zufrieden: „Dann mal ab an die Arbeit.“

 

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Der erste Schultag überstanden, fehlt nur noch der Rest. Aber hey, nach den Ferien, ist vor den Ferien, oder? xD

 

Liebe Grüße vom Schreibtisch mit Lernstoff xD,

 

Lex.

 

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