Kapitel 9

Kapitel 9 - "Vielleicht brauch man nicht immer Worte..."
Kapitel 9

 

Nach diesem Traum liege ich wach. Meine Augenlieder sind zwar schwer, aber sobald ich dich Augen schließe, habe ich meine klagende Familie vor Augen. „Ludmila?“, fragt Naty verschlafen. „Ja?“ „Sind wir auf der Couch eingeschlafen?“, gähnt sie. „Ja“, flüstere ich. Natalia murmelt etwas und kuschelt sich dann an die Couch. Ich ziehe eine Decke über uns und versuche erneut zu schlafen.

 

#*#

 

Wieder schrecke ich auf. Ich hatte den selber Traum, immer ist es derselbe. Alle kritisieren und schütteln den Kopf über mich. Niemand hält zu mir. Ich reibe mir die Augen und sehe dann auf die Uhr. 5:57 Uhr. Nicht mehr lange und ich muss aufstehen. Ich stehe auf und stolpere müde ins Bad. Ich drehe den Hahn auf und spritze mir kaltes Wasser ins Gesicht. Schwer atmend sehe ich in den Spiegel. Was ist das nur? Ich laufe zurück ins Wohnzimmer und nehme mir mein Handy zur Hand. Die Nachrichten von meinen Eltern, Freunden und meines Ex-Verlobten ignoriere ich, wie so oft und wähle kurzer Hand Federicos Nummer. Nach kurzem Tuten geht er ran. ~Federico Pasquarelli?“, meldet er sich. „Hallo, hier ist Ludmila“, flüstere ich in mein Handy. Leicht besorgt meint er:„Hey. Was ist los? Ist etwas passiert?“ Sofort winke ich ab: „Nein, alles okay. Es ist nur, ich weiß auch nicht.“ „Du kannst es mir sagen“, beteuert er. Ich atme durch und beginne zu erzählen: „Ich kann nicht schlafen. Sobald ich die Augen schließe, steht meine Familie und Freunde vor mir und schreien mich an. Sie erzählen mir, wie dumm ich bin und wie sehr sie enttäuscht von mir sind. Ich ertrage das nicht.“ Kurz herrscht Stille. „Soll ich vorbei kommen?“ Damit zaubert er mir ein Lächeln ins Gesicht. „Nein, schon gut. Ich musste es nur jemanden erzählen und Francesca und Naty schlafen, also…“ „Fiel deine Wahl auf mich?“ „Ja“, meine ich leise. Ich höre sein leises Lachen am anderen Ende. „Also kannst du auch jetzt nicht schlafen oder?“, fragt er nach. „Nein.“ „Okay Ludmila, mach dich fertig ich hole dich in zwanzig Minuten ab.“ Bitte? „Was hast du vor?“ Ich kann mir denken wie Fede grinst: „Warte es ab.“~

 

Ich mache mich, wie aufgetragen fertig und warte dann auf Fede. Kurz darauf klingelt mein Handy. Eine Nachricht von Fede: Komm raus. Ich schreibe Naty und Fran noch schnell einen Zettel, damit sie Bescheid wissen und ziehe mir dann Schuhe und einen Cardigan über und fahre runter. Fede wartet im Auto vor unserem Haus in einem weißen BMW. Ich steige ein und schnalle mich an. „Morgen“, lacht Fede. „Hey.“ Federico startet den Wagen und ordnet sich in den schon dichten Verkehr ein. Gespannt sehe ich ihn an: „Was hast du vor?“ Er grinst mich an, schweigt aber. So ein Mist. Ich schaue aus dem Fenster. Wie wunderschön New York nur ist, wenn die Sonne noch nicht aufgegangen ist.

 

Wenig später hält Federico den Wagen an. Verwundert sehe ich ihn an. Wir sind mitten in Manhattan. Fede steigt aus und umrundet den Wagen um mir die Tür zu öffnen. „Danke“, hauche ich und mustere unsere Umgebung. Vor uns ragt ein riesiger Wolkenkratzer in die Höhe. Was zum…hat er vor? „Keine Sorge, es wird die gefallen“, raunt er mir verheißungsvoll ins Ohr. Na dann. Fede führt mich ins Innere des Gebäudes und mir als Architektin fallen die Augen fast raus. Es sieht wundervoll aus. Fede grinst mich siegessicher an. „Guten Morgen Mister Pasquarelli, Miss“, meint ein Herr am Empfang. Ich lächle ihn schüchtern an. Woher kennt er Fedes Namen? Was ist das überhaupt für ein Hochhaus? Ich konnte keinen Schriftzug oder ähnliches erkennen. Wir steigen in einen Fahrstuhl und fahren in den obersten Stock. „Ist das eine Firma oder so?“, frage ich verwundert. Fede schüttelt amüsiert den Kopf. Der Lift öffnet sich und wir steigen aus. Federico geht vor durch eine große Glastür, die er mir aufhält. Ich gehe durch und warte dann auf ihn. Was hat er nur vor? „Komm“, flüstert er und reicht mir seine Hand, die ich lächelnd an nehme. Es weht mir kalter Wind um die Ohren, aber das ist mir egal. Wie sind nicht mehr im Gebäude, ich schätze auf einer Dachterrasse. Es ist dunkel, aber die Stadt unter uns leuchtet hell. „New York ist ihm dunkeln einfach von oben am schönsten“, meint Fede. Ich nicke. Wir bleiben am Gellender stehen und sehen auf die Stadt. „Es ist wunderschön, danke“, meine ich heiser. Federico legt seinen Arm um mich und sofort wird mir warm. „Gleich geht die Sonne auf“, meint Federico und lächelt mich an. Ich erwidere es. „Ich habe viele Fehler gemacht.“, beginne ich nach kurzer Stille zu sprechen, „Einer der größten war dich verlassen zu haben. Ich wollte ihn heiraten, auch wenn ich überrumpelt war. Aber etwas hat mich aufgehalten. Ich konnte es nicht erklären, was es war. Aber in diesem Moment habe ich das Gefühl, dass es die richtige Entscheidung war nicht zu heiraten, nicht ihn.“ Fede sieht mich aufmerksam an. „Kein Kommentar?“, frage ich leicht lachend. Er zuckt mit den Schultern: „Vielleicht braucht man nicht immer Worte?“ „Sondern?“ Federico legt mir eine Hand auf meine Wange und kommt mir immer näher. Kurz bevor unsere Lippen sich berühren, fängt ein Gewitter an. Es donnert plötzlich, Blitze zucken über den Himmel und es kommt heftiger Platzregen aus den verdunkelten Wolken. Erschrocken fahren wir auseinander. Vielen Dank, liebes Schicksal für das mehr als unpassende Timing, Danke.

 

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Hallo ihr Lieben. (:

 

Nun ist es offiziell: Die erste Woche ist geschafft. Fehlen nur noch fünf. xD

 

Liebe Grüße,

 

Lex.

 

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