Kapitel 45 - zweiundvierzig mal fragen

Kapitel 45

„Was hast du vor?“ Diese Frage, nur umformuliert, stelle ich jede dreißig Sekunden. Aber dies lässt meinen Freund kalt. Federico zieht es noch nicht einmal in Betracht mir zu antworten. Wir laufen eine kleine Straße her runter, die ich nicht kenne – oder keine Erinnerung an sie habe.

„Federico! Darf man erfahren, wohin du mich führst?“ Ich versuche es erneut, aber auch das siebenunddreißigste Mal schweigt er. Er schweigt schon die ganze Zeit. Am Anfang konnte ich den Weg noch mit verflogen, aber jetzt bin ich planlos. Ich habe zwar ein paar Jahre hier gelebt, aber ich bin nicht jede Straße entlang gegangen. Meistens auch nur gefahren, denn meine Freunde haben zu der Zeit alle nach einander ihre Führerscheine gemacht und das musste natürlich ausgenutzt werden. Außerdem ist Erdkunde und Geographie nie mein Fall gewesen und das würde sich jetzt auch nicht ändern.

„Feeedee!“, seufze ich, „Was hast du geplant?“ Achtunddreißig. Man sollte meinen, meine Fragerei würde ihn stören oder nerven, aber nein. Sein Grinsen ist auch nach dem achtunddreißigsten Mal noch vorhanden und das wird auch sicherlich noch, nach dem neununddreißigsten Mal seine Lippen zieren. Wie stur und geduldig er nur sein kann. Obwohl Geduld braucht er auch, wenn er jemand wie mich an seiner Seite hat.

„Wie lange willst du noch schweigen? Erzähl’s mir schon!“ Neununddreißig. Und wieder keine Reaktion. Das gibt es doch nicht! Und tatsächlich grinst er jetzt nur noch breiter. Tut das nicht irgendwann weh? Oder man bekommt einen Muskelkater? Das wäre doch eine Studie wert! Und ich kenne auch schon zwei Testpersonen. León und Federico eignen sich perfekt für so einen Versuch.

„Fede? Wie lange noch?“ Vierzig. Vierzig Fragen ohne Antwort. Das könnte ein Titel eines Buches werden. Wenn meine Architekturkarriere mal anfangen sollte zu bröckeln, könnte ich es als Autorin versuchen. Viel Fantasie habe ich. Allerdings würde ich sicherlich ständig vom eigentlichen Thema abschweifen. Und ein Buch dicker als ‚Krieg und Frieden‘ möchte sicherlich keiner lesen.

„Also?“ Einundvierzig. Man sollte meinen, dass es langsam langweilig wird zu fragen, aber Federico spannt mich weiterhin auf die Folter. Wir laufen schon über zwanzig Minuten her rum, vom Ziel keine Sicht – falls es überhaupt ein Ziel gibt. Fede könnte mich genauso gut, zwanzig Minuten rum laufen lassen und ihn versuchen mit Fragen zu löchern, nur um seinen Spaß damit zu haben. Aber so böse ist er doch nicht? Ich sags ja: Ich habe viel Fantasie. So viel, dass ich schon anfange über Federicos Hintergedanken zu rätseln.

Ruckartig bleibe ich stehen. Verwundert sieht Fede zu mir. „Waren wir hier nicht schon mal?“, frage ich und deute auf ein knall rosa Haus, das von Barbie sein könnte. „Ehm…“, unsicher sieht Federico sich um. „Haben wir uns verlaufen?“, spreche ich meinen Gedanken aus. Noch immer mustert mein Freund unsere Umgebung. „Fede?“, hake ich nach. Unschlüssig sieht er mich an: „Es könnte theoretisch möglich sein, dass wir unter Umständen ein oder zwei Mal falsch abgebogen sind…denk ich.“ Frustriert seufze ich auf. Toll! Ich habe keine Ahnung, wo wir sind, geschweige denn, wie wir hier her gekommen sind. Ratlos blicke ich zu meinem Freund. „Wenn wir schon hier – wo auch immer wir gerade sind – sind, kannst du mir wenigstens jetzt sagen, was du vorhattest?“ Zweiundvierzig.

 Fede kommt auf mich zu und legt seine Arme um meine Hüfte und sieht mir in die Augen. Kurz versinke ich in seinen Augen, ermahne mich dann aber selber nicht in eine Art Trance zu fallen. „Es ist so“, fängt er an und grinst verlegen. Gebannt warte ich auf seine kommenden Worte. Ganze zweiundvierzig Mal musste ich nach fragen und nun bekäme ich endlich eine Antwort, die Antwort.

„…, dass ich es dir nicht sage. Du musst dich gedulden, Honey.“ Was war das denn? Das kann doch nicht sein verdammter Ernst sein? Entrüstet schiebe ich seine Arme von mir und laufe ein paar Schritte vor raus. „Ludmila?“, höre ich Federicos verdutze Stimme hinter mir. „Was denn? Ich will es wissen, also komm, Honey!“ „Und was, wenn es die falsche Richtung ist?“ Grinsend drehe ich mich um, Federico steht immer noch an derselben Stelle wie eben, ein paar gute Meter hinter mir. „Also haben wir uns nicht verlaufen?“ Federico kommt schulterzuckend auf mich zu: „Es könnte theoretisch möglich sein, dass wir unter Umständen keine ein oder zwei Mal falsch abgebogen sind…denk ich.“ Ich verdrehe die Augen. „Auch gut, also links oder rechts?“ frage ich und deute auf die Kreuzung vor uns. „Gerade aus“, raunt er mir ins Ohr und steht nun direkt hinter mir. „Du meinst durch den Garten dieses Hauses?“ „Oder eher in den Garten dieses Hauses“, korrigiert er mich. Verwirrt drehe ich mich um und starre auf sein Grinsen. Hä?

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Hey. (:

Ich weiß, es heißt nicht ‚Hä?‘ sondern ‚Was?‘, nein ‚Wie bitte?‘ aber gut. xD

Was glaubt ihr ist in dem Garten? Schreibt‘s in die Kommis. :)

Schönen Sonntag noch. (:

Lex.

Kommentare

Aww, du süße zauberfee! Dankeschön! Ich hab dich auch lieb! ❤❤
Richtig hammer geschrieben! Es ist echt faszinierend wie sprachlos du mich immer machst! Jedes Kapitel ist einfach der Hammer und ehrlich gemeint jedes! Hmmm ich denke ein Piknick oder so was aber ich hab echt keine Ahnung... Hahahaha ja ich sage auch immer Hä ich kann mir das einfach nicht abgewöhnen XD. Also echt mmeeeegggaaaa Kapitel naja eigendlich ist die ganz Story ja mega XD Love you Lexi Mausi♡
Vielen Dank!❤ ich hab dich auch lieb.♡
Oh nein ich habe wirklich keine Ahnung was dort im Garten sein kann ich weiß nur das du mal wieder zu perfekt geschrieben hast und es soooo spannend ist freue mich krass auf die Nächste und hahahaha ich sage meistens auch hä XD XD hab dich lieb lexi